Leicht versteckt hinter dem schönen Wernigeröder Rathaus befindet sich das Restaurant Orchidea Huong. Nicht nur Einheimische sind auf dieses Gourmetlokal aufmerksam geworden, auch große Hollywoodstars wie George Clooney kehrten hier bereits mehrfach ein. Huong Trute bezaubert den Harz mit kulinarischen Köstlichkeiten aus Japan und Vietnam. Ein Besuch im Restaurant Orchidea Huong.
Wernigerode war schon immer Huong Trutes Lieblingsstadt im Harz. Leider gab es 1993 kein geeignetes Objekt für ihr erstes Restaurant. Deswegen eröffnete die Vietnamesin zuerst ein asiatisches Restaurant in Hasselfelde, im Oberharz.
Die fünfzig Plätze waren an den Wochenenden und an den Feiertagen immer ausgebucht. Allerdings strebte Huong Trute ein Gourmetrestaurant an: „Ich wollte schon immer eine reine vietnamesische und eine japanische Küche anbieten. Meine damalige Küche war sehr schmackhaft und beliebt. Dennoch war mein Ziel, eines Tages ein Gourmetrestaurant zu eröffnen. Relativ schnell bot ich eine kleine vietnamesische Menüauswahl an, um die Menschen aus der Umgebung auf diese Küche aufmerksam zu machen. Ich hatte bereits sehr viele Gäste aus Wernigerode.“
Als sie 2006 ankündigte ein Restaurant in Wernigerode zu eröffnen, waren ihre Wernigeröder Stammgäste erleichtert. Der Einstieg in der neuen Stadt fiel ihr glücklicherweise nicht schwer, da sie sich gastronomisch während der zwölf Jahre in Hasselfelde einen Namen machte. „Die Leute kommen zu mir, weil sie mich kennen und sie einen schönen Abend bei mir verbringen.“
Huong Trute begrüßt ein internationales Publikum aus der Geschäftswelt, den Einheimischen und den Touristen, die Wernigerode mit seinem Charme anzieht. Ihr Restaurant gehört zu den vierzig besten asiatischen Restaurants Deutschlands. Außerdem wurde sie mit 13 Punkten im Gault Millau ausgezeichnet, was ebenfalls die Qualität auf höchstem Niveau unterstreicht. Die Gastronomin betont, dass sie immer auf die besten Zutaten zurückgreift und akribisch bei dem Einkauf darauf achtet. Ihre Speisen schmecken köstlich ohne Geschmacksverstärker!
Das Orchidea Huong beherbergt gleich zwei Gourmetrestaurants: Das japanische Restaurant Hanazono auf der ersten Etage und das vietnamesische Lan im Erdgeschoss. Jedes Restaurant hat eine eigene offene Küche, eigene Teams und je einen eigenen Chefkoch. Nur so kann Huong Trute garantieren, dass jede Speise so zubereitet wird, wie es sich gehört.
„Beide unserer Küchen sind sogenannte Trendküchen. Besonders Sushi wird immer beliebter. Mit meinen bis zu sechzehn Mitarbeitern bekommen wir die täglichen Anstürme gut bewältigt. Ein professioneller Service wird bei uns groß geschrieben – egal wie stressig es ist. An Sonderveranstaltungen koche ich auch selbst, zum Beispiel an Feinschmeckerabenden. Ansonsten kümmere ich mich um die Organisation und die Kreation neuer Gerichte. Unser sechsgängiges Menü ist eine kulinarische Reise durch beide Küchen, sehr erschwinglich und empfehlenswert! Unser vietnamesischer Küchenchef Trinh van Ngoc und ich stammen aus Ha Noi, in Nordvietnam. Deswegen kochen und würzen wir traditionell nach Ha Noier Art. Wenn wir „scharf“ schreiben, bedeutet dieses also gewürzt, wie man es in Ha Noi machen würde.“
Etliche Gäste aus der Politik und der Unterhaltungsbranche waren bereits Huong Trutes Gäste. Eine Ehre war es, als das Orchidea George Clooney bewirten durfte, als dieser seinen Weltkriegs-Film „The Monuments Men“ im Harz drehte. Gemeinsam mit Matt Damon und Bill Murray feierte er mit einer Nudelsuppe und Sushi seinen 52. Geburtstag.
Mit achtzehn Jahren ist Huong Trute in die damalige DDR gekommen, um eine Ausbildung zu machen und Ingenieurpädagogik zu studieren. Nach Abschluss des Studiums kehrte sie vertragsgemäß nach Vietnam zurück. Da sie allerdings keine der Ausbildung entsprechende Arbeit finden konnte, führten ihre Wege nach sechs Jahren wieder in die DDR zurück, und zwar als Dolmetscherin für vietnamesische Vertragsarbeiter. Während einer Beschäftigung in einer Gaststätte und dank Fachliteratur lernte sie das nötige Know-how der Gastronomie. Der Fleiß hat sich bezahlt gemacht, wenn man die vielfachen Auszeichnungen ihrer Restaurants betrachtet.
Neben der Gastronomie, ist Huong Trute sozial sehr engagiert. Im Jahr 2008 wurde sie deswegen von der Regierung nach Berlin in das Bundeskanzleramt eingeladen. Die Veranstaltung „Deutschland sagt Danke“ war den ehemaligen Vertrags- und Gastarbeitern gewidmet, denen ein großer Anteil am Wiederaufbau Deutschlands zu verdanken ist.
Auch 2014 war ein besonderes Jahr für die Vietnamesin: „ Es war ein großes Ereignis, als ich das Bundesverdienstkreuz von Ministerpräsident Reiner Haseloff überreicht bekommen habe. Für mich war dieses eine große Auszeichnung, insbesondere da ich Ausländerin bin. Dass mich der Bundespräsident für mein gesellschaftliches Engagement auszeichnet, ist für mich eine große Ehre, die mich sehr glücklich macht, mich aber auch verpflichtet.“
Seit ihrer Selbstständigkeit im Jahr 1993 unterstützt sie sozialschwache Menschen und ihre neue Heimat, den Harz. Huong Trute engagiert sich für krebserkrankte Kinder mithilfe von verschiedenen Aktionen und sie beteiligt sich an Harzer Volksfesten. Besonders setzt sie sich für ihre ausländischen Mitbürger ein, die neu in den Harz gekommen sind. Sei es bei den Behördengängen oder bei der Integration, Huong Trute hilft, wo sie nur kann. „Integration, das ist ein Wort, welches man nicht mit einem Satz definieren kann. Es lässt sich immer toll sagen ‚Willkommenskultur‘ oder ‚Integration‘, aber es beinhaltet viel Arbeit, besonders wenn veraltete Gesetzesbestimmungen ins Spiel kommen. Wir, als engagierte Bürger müssen dann Wege finden, wie wir helfen können“.
Ende der 90er Jahre hat Huong beispielsweise einer vietnamesischen Mutter geholfen, in Deutschland zu bleiben, obwohl ihr die Abschiebung drohte. Heute ist die Frau in das Harzer Leben integriert und hat eine neue Familie gegründet. Ihre beiden Töchter haben beide das Abitur geschafft und sind nun Fachkräfte für den deutschen Arbeitsmarkt. „Ich sehe das Vertrauen, was die zweite Generation meiner Landsleute in Deutschland zu mir hat, wenn sie Rat von mir holen. Das ist meine Motivation.“
Huong Trute ist im Krieg aufgewachsen. Dennoch sieht sie das Leben positiv: „Auch wenn es viele Probleme gibt, sage ich mir, dass Probleme dazu da sind, gelöst zu werden. Für jedes Problem gibt es eine Lösung. Wenn man es alleine nicht schafft, hat man Freunde, die einem dabei helfen.“
Huong Trute ist eine besondere Frau. Wir sind stolz darauf, dass wir sie als Harzgesicht interviewen durften! Spannend haben wir ihrer Geschichte gelauscht. Deswegen bedanken wir uns recht herzlich für das tolle Gespräch! Das frisch zubereitete Essen hat uns sehr gut geschmeckt und wir empfehlen jedem einen Besuch in dem Orchidea Huong in Wernigerode. Auch wenn man an dem Abend keinen Prominenten begegnen sollte, verbringt man auf jeden Fall einen tollen Abend bei einer sehr interessanten und aufmerksamen Gastgeberin!
Autor: Alina Lipka
Euch könnten auch folgende Gesichter aus dem Harz interessieren:
Seit 2007 leitet Carola das historische „Café am Finkenherd“, das älteste in ihrer Heimatsstadt. Gebacken und gekocht wird nach kaiserlichen Rezepten!
Mehr erfahrenErst sechs Monate alt und schon das Wahrzeichen des wohl schönsten Bergs im Harz. Alma ist kein normaler Labrador! Warum? Das erfahrt Ihr hier im Beitrag!
Mehr erfahrenJürgen hat mit seinem Traum einer Schlangenfarm das exotischste Ausflugsziel im Harz erschaffen. Seine Schlangenfarm ist die größte in ganz Europa.
Mehr erfahrenSein Museum gehört zu den fünf größten Deutschlands. Bei einem Besuch durften wir in seinem Sammleruniversum vom Nahen betrachten.
Mehr erfahren