Enno Seifried über seinen Dokumentarfilm „Vergessen im Harz“

© OVERLIGHT FILM

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Enno Seifried, großer Fan von „Lost Places“, war im Herbst 2012 zufällig im Harz Wandern. Als er überraschenderweise feststellte, dass sich hier ein Paradies an verlassenen Orten befindet, entstand schnell die Idee eines Dokumentarfilms.  Zwei Jahre lang waren Enno und sein Team auf den Spuren Harzer Geschichte. Entstanden ist ein beeindruckender Film mit Antworten von Zeitzeugen und Einblicken in verlassenen Sanatorien, Hotels, Militäreinrichtungen und weiteren Lost Places. In einem Interview erklärt uns Enno mehr über den Hintergrund seines Films.

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Hallo Enno, wir gratulieren Dir und Deinem Team zum abgeschlossenen Filmprojekt „Vergessen im Harz“. Kannst Du uns vorab erzählen, wie Ihr als Gruppe zusammen gekommen seid und wie viele insgesamt am Film beteiligt waren?

Vielen Dank! Also an „Vergessen im Harz“ haben insgesamt 11 Leute gearbeitet, die von der Recherche, über die Dreharbeiten, bis zur Postproduktion das Projekt gestemmt haben. Allerdings haben wir auch noch andere Helfer, die uns unter die Arme greifen, wenn wir mal Hilfe brauchen. Vergessen im Harz“ ist ja, neben anderen Projekten bereits unser vierter Film der Reihe „Geschichten hinter vergessenen Mauern“. Und das Team hat sich eigentlich im Laufe der letzten Jahre zusammen gefunden. Ein Teil des Teams arbeitet schon sehr lange zusammen und hat auch vor der Gründung von „Overlight Film“ gemeinsame Projekt, größtenteils im Theaterbereich gemeinsam auf die Beine gestellt.

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Auch wenn die Suche nach „Lost Places“ weltweit immer mehr Beachtung bekommt, würde es uns interessieren, was Dich daran am meisten fesselt?

Natürlich finde auch ich es unheimlich spannend diese verlassenen Orte zu betreten. Man weiß nie, was einen hinter der nächsten Ecke erwartet. Man hat immer das Gefühl einen Ort zu betreten, der eine lebhafte Vergangenheit hinter sich hat und nun zur Ruhe gekommen ist. Allerdings geht der Reiz für mich eindeutig über die Lost Place Fotografie hinaus. Während man im Netz und in den sozialen Netzwerken eine Unmenge an Bildern entdecken kann, die in meinen Augen allerdings leider meist ohne eine Geschichte daher kommen, möchte ich Hintergründe erfahren. Ich will wissen, wer den Ort einst genutzt und warum er ihn genutzt hat.

Mich interessieren die Storys der Menschen hinter den Orten.

Auch wenn solche Orte der Fantasie natürlich eine Menge Freiraum bieten, um eigene Geschichten zu erfinden, bin ich doch mehr an den realen Erinnerungen von Zeitzeugen interessiert. In unseren Filmen geht es am Ende darum die Vergangenheit, der so genannten Lost Places, festzuhalten. Während die Lost Places verschwinden, bleiben die Geschichten der Nachwelt erhalten.

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Ende Mai war im Goethesaal der Baumannshöhle im Rübeland Euer Tag. Der Presse und Social Media haben wir entnommen, dass die Premiere ein voller Erfolg war. Welche Hürden musstest Du bis zu diesem Tag überwinden?

Ja, das ganze Premierenwochenende war ein voller Erfolg. Vor allem war es schön die Gesichter zu den Unterstützern unserer Crowdfundingaktion zu sehen und ins Gespräch zu kommen. Das Feedback war durchweg positiv. Wobei man dem natürlich nie zu viel beimessen darf, da diejenigen, denen der Film vielleicht nicht so gefallen hat, sicher nicht auf einen zukommen und sagen: „Eh, wollt nur mal sagen, ich fand´s Kacke!“ 

Die größte Hürde war wohl den Film überhaupt zu machen. Da wir ein Leipziger Filmteam sind und vor Beginn der Dreharbeiten den Harz maximal aus der Wanderperspektive kannten, kostete es uns natürlich viel Recherchezeit, den Film vorzubereiten.

Die Menschen der Region waren uns gegenüber allerdings sehr offen, gaben uns Tipps und halfen uns wenn es ihnen möglich war.

Anschließend kam die Crowdfundingaktion und die Vorbereitung der Premiere an diesem besonderem Ort in der Baumannshöhle. Auf dem Gebiet der Veranstaltungsvorbereitung kennen wir uns mittlerweile sehr gut aus, weswegen wir wussten, was zu tun ist. Ohne das Entgegenkommen und die enorme Hilfe der Höhlenverwaltung und Mitarbeiter wäre das sicher auch etwas stressiger geworden. Aber wir hatten immer das Gefühl, dass sich die `Höhlenmenschen´ nicht weniger auf die Premiere freuten als wir, weswegen das alles ganz easy und Hand in Hand lief.

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Wie lange musstest Du für diesen Tag hinarbeiten?

Insgesamt dauerte die Filmproduktion 2 Jahre.


Wie bist Du auf die Idee gekommen, einen Dokumentarfilm über den Harz zu drehen? Schließlich bist Du ja eher ein Weltenbummler.

Das stimmt, ich bin wirklich gerne unterwegs. Aber genau das ist auch der Grund, warum ich auf den Harz gekommen bin. Im Herbst 2012 war ich mit einer Freundin im Harz zum Wandern unterwegs. Wir waren von der Region begeistert und entdeckten hier und da auch den ein oder anderen Lost Place. So keimte langsam die Idee auf, dass es doch eigentlich reizvoll wäre, einen Film über den Harz zu drehen.

Über die üblichen Touristenpfade als Urlaubsregion gibt es sicher genug Material, aber die verlassenen Orte, die vielleicht etwas abseits liegen, über die wurde noch nicht berichtet.

Zwar ist schon mal ein Fotoband heraus gekommen, aber auch der beschäftigt sich nicht mit Zeitzeugenberichten und der Geschichte der verschiedenen Orte. Naja, nach der Erkenntnis wurde nicht lange Gefackelt und wir begannen mit der Recherche.


Was hat Dir beim Dreh besonders viel Spaß bereitet?

Wie gesagt, es sind für mich die beiden Aspekte. Einmal der morbide Charme des Verfalls und die Neugier was es noch zu entdecken gibt. Auf der anderen Seite das Zusammentreffen und die Gespräche mit den Menschen, die diese Orte kennen und Ihre Erinnerungen erzählen.


Wie viele „Lost Places“ werden in dem Film gezeigt und welcher davon hat Dich am meisten fasziniert?

Haha, wie viele Lost Places im Film gezeigt werden verraten wir an der Stelle natürlich nicht. Achtung, jetzt kommt die Verkaufsstrategie: Wen das interessiert, der kann sich gerne die DVD zum Film über unsere Website auf www.VergessenImHarz.de bestellen.

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Enno, wie geht es nun weiter? Verrätst Du uns, welche Lost Places Du nun unsicher machst?

Wie wir ja schon verraten haben, wird im Frühjahr 2016 der zweite Teil von „Vergessen im Harz“ Premiere feiern. Das heißt wir haben nun ein knappes Jahr Zeit alles vorzubereiten, zu drehen, zu schneiden, die Filmmusik zu komponieren und die Animation zu basteln. Einiges haben wir zwar schon im Kasten, aber es ist noch ein weiter Weg, bis zum fertigen Film und die Zeit braucht es auch. Darüber hinaus werde ich maximal einen Lost Place unsicher machen, sollte ich auf meiner Alpentour im Sommer eine leere Berghütte auf dem Alpenroutenpass entdecken.


Wir bedanken uns für das tolle Gespräch und wünschen Dir viel Spaß bei Deinem neuen Projekt!

Besten Dank! Auch euch alles Gute.

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