Die 22-jährige Katja Berndt steht kurz vor Beendigung ihres Bachelorstudium in Geschichte und Journalistik. Warum es sie für ihr Praktikum ausgerechnet in den Harz verschlagen hat, verrät sie uns in ihrem Artikel.
Meine Schwäche für den Harz entdeckte ich letzten Sommer bei einem Kurzurlaub mit meinen Eltern. Neben der schönen Landschaft hatte es mir insbesondere Quedlinburg mit seiner Altstadt angetan. In Nordrhein-Westfalen, woher ich stamme, muss man schon recht lange suchen, um eine so malerische und weitgehend erhaltene historische Altstadt zu finden. Mich faszinierte der typische Stil der Gegend mit den bunten Fachwerkhäuschen, der dazu einlädt, stundenlang durch die Gässchen zu schlendern.
Dabei wurde ich auch näher aufmerksam auf die Stiftskirche und den Domschatz, denn hier findet sich der Schnittpunkt zwischen meinem Interesse für die Gegend einerseits und die Geschichte des frühmittelalterlichen Deutschlands und insbesondere Sachsens andererseits.
Bei meinem Studium der Geschichte und Fachjournalistik in Gießen hatten sich bereits zuvor die Sachsenkriege Karls des Großen und die Zeit der ottonischen Könige zu meinen absoluten Lieblingsthemen entwickelt.
Und kaum ein Ort war in dieser Epoche so bedeutend wie Quedlinburg: Hier soll dem Stammvater der ottonischen Könige, Heinrich I., die Königskrone angetragen worden sein (Naja, ganz so überraschend kam das Ganze für Heinrich dann vielleicht doch nicht, schließlich hatte er zuvor monatelang mit anderen Fürsten des Reiches um die Krone gefeilscht.) Hier wurde Heinrich später begraben und seine Frau Mathilde gründete ein Damenstift an seiner Begräbnisstätte.
Ich weiß nicht wirklich, warum, aber Heinrich war schon immer mein „Lieblingskönig“ in der deutschen Geschichte. Was gäbe es also für einen besseren Ort, um ein Praktikum zu machen, als am Grab von eben diesem König, beim Domschatz, der wohl in seiner Zeit begründet wurde, bevor über die Jahrhunderte immer mehr Schätze dazu kamen?
Genauso spannend sind (nicht nur für mich), die zweite Arbeitsstelle in meinem Praktikum; der Dom und Domschatz in Halberstadt: Wer Halberstadt nicht kennt, ist erst überrascht und dann überwältigt von dieser monumentalen und doch so kunstvoll und filigran ausgearbeiteten Kathedrale im gotischen Stil. Vor allem, wenn das Sonnenlicht durch die bunten Fenster fällt und den steinernen Innenraum in vielen Farben erstrahlen lässt, entsteht eine mystische und zugleich feierliche Atmosphäre, die mich jedes mal aufs Neue verzaubert. Kein Wunder, dass George Clooney gerade diesen Dom als Drehort für „Monuments Men“ wählte.
Der Schönheit des Doms steht sein zugehöriger Domschatz als einer der größten Europas in nichts nach. In ihm ist als wichtige Figur neben den Dompatronen Stephanus und Sixtus immer wieder Karl der Große zu finden, der hier nach der bereits erwähnten Eroberung des historischen Sachsens das Bistum Halberstadt gründete.
Ich habe mich deshalb unglaublich gefreut, an diesen beiden so geschichtsträchtigen Orten ein Praktikum machen zu können. Ich hatte bereits das thematische Vorwissen, und hier konnte ich nun an Ort und Stelle lernen, wie es umgesetzt und der Öffentlichkeit präsentiert wird: Ich lernte, wie eine Ausstellung für den Besucher möglichst ansprechend aufgebaut wird und – ganz wichtig – wie die richtigen klimatischen Bedingungen hergestellt werden, damit die Stücke möglichst gut konserviert werden. Wie Gästeführer arbeiten, um komplexes historisches Wissen an Laien zu vermitteln, und das auch noch zugeschnitten auf die jeweilige Gruppe von Zuhörern.
Als freie Mitarbeiterin bei Zeitung und Radio kannte ich mich bereits ein wenig mit Pressearbeit aus, sodass es nun umso spannender war, auch einmal die „andere Seite“ kennen zu lernen: Wie betreibt so ein Museum wie die Domschätze Öffentlichkeitsarbeit? Wie werden Pressemeldungen erstellt und wie das Museum nach außen hin präsentiert? Ich merkte aber auch schnell, welchen großen Stellenwert die Verwaltung einnimmt, und dass es neben der thematischen Beschäftigung mit der Ausstellung unabdingbar ist, organisatorischen Aufwand zu betreiben.
Dies und vieles mehr ließen das Praktikum in Quedlinburg und Halberstadt zu einer wirklich spannenden und lehrreichen Erfahrung für mich werden. Neben der Arbeit selbst war es einfach toll, sich dabei in einem so schönen Umfeld aufzuhalten und zum Beispiel die Mittagspause in dem kleinen Park auf dem Schlossberg über den Dächern Quedlinburgs zu verbringen. Und natürlich nutze ich auch meine Freizeit, um beide Städte noch weiter zu erkunden, und ich fand auch sehr schöne Orte außerhalb, wie die kleine Stiftskirche in Gernrode oder den Park in Spiegelsberge.
Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass ich die beiden Städte und den Harz besuche, denn ich fühle mich hier immer wieder wohl und es gibt noch sehr viel in der Gegend für mich zu entdecken!
Autor: Katja Berndt
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