Wandern im Harz auf mystischen Pfaden: Zu den Felstempeln der Vorfahren

12. Mai 2015 | Wandern im Harz
©Feldhoff & Martin

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Was nimmt uns am Harz so gefangen und lässt uns nicht wieder los? Sind es die Wälder, die Wiesen, die Berge oder Täler, sind es die von Wind und Wetter geformten Felsen, hier Klippen genannt? Ja, diese Klippen mit ihren Figuren, Gesichter, Türmen und Bauden verfolgen uns nicht nur während einer Harzwanderung – bis in den Schlaf hinein regen sie unsere Fantasie an. Nirgends im Harzwald treten sie so gehäuft auf wie entlang der Oker, oder genauer: an den östlichen Hängen dieses tief eingeschnittenen Flusstals zwischen Goslar und Altenau. Lasst euch zum Wandern im Harz entführen, folgt uns auf einem geheimnisvollen Trip gespickt mit rätselhaften Plätzen.


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Auf zu den Felstempeln der Vorfahren

Wir starten am schmalen Parkplatz an der B498, gegenüber des Gasthauses Romkerhalle. Vom steilen Felshang stürzt der künstlich angelegte Romkerhaller Wasserfall 70 Meter in die Tiefe. Sein Zischen und Brausen mischt sich mit dem geheimnisvollen Rauschen der Oker, die ursprünglich Ovakra hieß, was schnell fließendes Wasser bedeutet. Vielstimmige Geräusche nehmen uns in Empfang. Wir reißen uns von diesem originellen Wasserkonzert los und beginnen unsere romantische Harzwanderung. Sofort geht es steil  bergan. Wir orientieren uns an der Ausschilderung „Käste“ und erreichen nach etwa einem Kilometer auf einem steinigen, teilweise ausgewaschenen Wanderweg die Feigenbaumklippe.

Das Urgestein des Harzes besteht aus Granit. Häufig sind die Felsen durch chemische und physikalische Prozesse abgeschliffen und abgerundet, erinnern an Matratzen, Kissen oder Wollsäcke.– Wollsackverwitterung: eine lustige Bezeichnung.

©Feldhoff & Martin

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Die Feigenbaumklippe krönt eine Aussichtsplattform, zu der zwei unterschiedlich schwierige Aufstiege hinauf führen. Tief unter uns windet sich das Okertal, benachbarte Felstürme überragen die Baumwipfel und leuchten gelb im Sonnenlicht, in der Ferne verlieren sich die Berge im blauen Dunst. Das nächste Felskunstwerk der Natur ist nur wenige Schritte entfernt: die Mausfalle. Eine senkrechte Steinplatte hält einen riesigen Felsblock in der Waage. Tatsächlich, wie eine Mausefalle.

Schauplätze heidnischer Kulte

So folgt nun ein Felswunder dem anderen. Hinter Fichtenstämmen verbirgt sich ein gewaltiger  Granithaufen, Hexenküche getauft. Auch hier scheinen die oberen Felsbrocken der Schwerkraft zu spotten, es sieht eindeutig nach Hexenwerk aus. Jedenfalls sollen die Hexenküche und die nahe Kästeklippe bedeutsame Kraftorte und Schauplätze heidnischer Kulte gewesen sein. Sie wurden nach der gewaltsamen Christianisierung der Sachsen durch Karl den Großen genutzt, als sich die Göttergläubigen in die Unzugänglichkeit des wilden Okertals zurückziehen mussten.

Besonders beeindruckt uns auf dieser Harzwanderung das gewaltige Steingesicht „Der Alte vom Berg“ am unteren Rand der Kästeklippe. Wir entdecken das steinalte Pokerface nicht gleich; aber unsere Vorfahren müssen darin eine von den Göttern geschaffene Weihestätte erblickt haben. Bevor wir unsere Wanderung fortsetzen, legen wir eine Rast im urigen Kästehaus ein.

Geheimnisvolle Okerklippen

Nach ausreichender Stärkung geht es vom Gasthaus links über einen bequemen Forstweg bergab, am Jägerborn scharf links auf breitem Pfad weiter talwärts. Schon ragt der Treppenstein vor uns auf, sicherlich die geheimnisvollste der Okerklippen. Wir folgen einer langen in den Stein geschlagenen Treppe hinauf auf die Granitklippe. Stark verwitterte Stufen auf den letzten Metern, wohl über 1000 Jahre alt. Sie führten einst zum Opferaltar, eingefasst von einer noch erkennbaren fußbreiten Rinne. Die Felsentempel der Vorzeit versetzen uns in eine nachdenkliche Stimmung; auf freiem Fels über den bewaldeten Höhen können wir uns des Zaubers dieser Orte nicht entziehen.

Ein Wind ist aufgekommen, knistert in den Zweigen, bewegt nachdenklich die Wipfel der Bäume – genug geträumt – zurück ins 21.Jahrhundert folgen wir dem ausgeschilderten Wanderweg zur Romkerhalle.

Informationen zu dieser Tour und weitere Wanderwege im Harz gibt es in dem Buch „Mystische Pfade im Harz“ von Anne Christine Martin und Stefan Feldhoff.

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